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Berlin: Melinda Cooper – Unsere nicht-reproduktive Zukunft

28. Oktober 2017 @ 19:00 - 21:00

// Die Veranstaltung kann auch kostenlos im Livestream verfolgt werden: http://www.rosalux.de/livestream

Samstag, 28.10.2017, 19 Uhr, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Unsere nicht-reproduktive Zukunft. Biotechnologie, Demographie und die Ökonomie biologischer und gesellschaftlicher Reproduktion

Referentin: Prof. Melinda Cooper (Sydney)
Moderation: Felicita Reuschling

Kinder, Frauen, Migrant*innen, alte Menschen, kranke oder inhaftierte Menschen scheinen gegenüber den produktiven Arbeiter*innenklasse einen „Überschuss“ an unproduktiven, unterbeschäftigten und vagabundierenden Arbeiter*innen zu bilden. Doch ihre oft unbezahlten oder unterbezahlten, informellen Tätigkeiten sind nicht nur Voraussetzung für das, was Marx „doppelt freie“ Arbeiter*innen nennt, sondern dieser „Überschuss“ wird durch die kapitalistische Lohnarbeit permanent produziert.
Dennoch wird dieser „Überschuss“ in der öffentlichen Diskussion über demographische Entwicklungen unter dem Begriff der „Überbevölkerung“ von der Extremen Rechte bis in die Mitte sozial-liberaler Ökonomen naturalisiert und zu einem biologisch-gesellschaftlichen Problem erklärt. Während etwa Migrationsströme und Arbeitsmigrant*innen als ökonomische und gesellschaftliche Belastung und Überforderung ausgegeben werden, werden die einheimischen Frauen zur biologischen Reproduktion „des Volkes“ angehalten. Wo ihnen die Schuld am Rückgang der Geburtenrate in klassischen Kernländern des Kapitalismus gegeben wird, werden sie plötzlich zum unproduktiven Bevölkerungsteil erklärt, der sich der Aufgabe der biologischen Reproduktion verweigere.
Doch auch die Gründe für eine Stagnation der Geburtenraten sind ökonomisch-struktureller Natur. Sie sind u.a. in der Verlagerung der biologischen Reproduktion in die Sphäre informeller Reproduktionsarbeiter*innen im Dienstleistungssektor zu suchen (Leihmütterschaften, Eizellenhandel, Kindermädchen und neue Hausangestellte). Melinda Cooper wird in ihrem Vortrag mit und zugleich gegen Marx dem Verhältnis von ökonomischer und biologischer Reproduktion auf den Grund gehen.

Kosten: 2 Euro

Offene Abendveranstaltung im Rahmen der 10. Marx-Herbstschule: https://www.facebook.com/events/793930917454885

[english version]

Saturday, 28 October 2017, 19:00, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Our Non-Reproductive Future. Biotechnology, Demography and the Economy of Biological and Social Reproduction

With Prof. Melinda Cooper (Sydney)
Facilitator: Felicita Reuschling

Children, women, immigrants, elderly, ill or incarcerated persons seem to constitute, by comparison to the productive working class, a »surplus« of unproductive, underemployed and vagrant potential workers. On the one hand, this »surplus« is constantly reproduced through capitalist wage labor; on the other hand, it performs part of the labor of social reproduction without being part of a regular wage relation. And yet this »surplus« is naturalized, in the public discussion on demographic developments, in the concept of »overpopulation«, such that economic reproduction appears as biological reproduction. As a result of this biologizing approach, we observe, in the western part of the world, laments over declining birth rates, for which native women are supposedly to blame. On the other hand, it is considered a strain and and an excessive demand on the native population when immigrants enter these countries.
Yet the factors shaping birth rates and demographic developments also lie within the »nature« of the capitalist economy and its global structure. They are to be sought, for instance, in the displacement of biological reproduction to the sphere of informal reproductive workers in the service sector (surrogate motherhood, the marketing of ovocytes, nannies and new domestic workers).
In her lecture, Prof. Melinda Cooper will explore the relationship between economic and biological reproduction both with the aid of Marx and in opposition to him.

Admission charge: 2 Euro

Details

Datum:
28. Oktober 2017
Zeit:
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort

Kunstquartier Bethanien, Studio 1
Mariannenplatz 2
Berlin, 10997 Germany

Veranstalter

Rosa-Luxemburg-Stiftung