2010 – Bochum – „So wie es ist, bleibt es nicht!“ Kongress

Das ganze Programm sowie die Liste der ReferentInnen findet ihr auf der externen Kongressseite kongress.umsganze.de.

Vom 3. bis 5. Dezember 2010 fand an der Ruhr-Uni Bochum der zweite bundesweite Kongress des umsGanze!-Bündnisses statt. Es ging um „Arbeit und Krise“, und um Perspektiven linksradikaler Praxis.

Die Krise der vergangenen Jahre erschütterte eine ohnehin konfliktgeladene Welt kapitalistischer Verwertung und Standortkonkurrenz. Krisenursache war nicht das vermeintliche „Versagen“ der kapitalistischen Ordnung, sondern gerade ihr Funktionieren. Konzerne und Staaten handelten gemäß kapitalistischer Vernunft, als sie wie wild Extraprofiten und Wachstumsraten nachjagten, und dabei die „systemischen Risiken“ (Merkel) des Kapitalismus auf andere abzuwälzen versuchten. Sie werden das auch in Zukunft tun. Anders als Regierungen und Staatsfans, muss sich die radikale Linke nicht an den Glauben klammern, der Kapitalismus sei harmonisch regulierbar. Ihre Herausforderung besteht darin, die falschen Hoffnungen der Politik bloßzustellen, die Zumutungen eines sich neu ordnenden Kapitalismus abzuwehren, und in diesen Auseinandersetzungen eine antikapitalistische Gegenmacht zu entwickeln, die diesen Namen verdient.

Im Vorfeld:

Kongressaufruf | Radiointerview (Radio Corax) | Interview (Jungle World)

Presse:

Bericht bei trend infopartisan

Video:

…umsGanze! – TV Folge 8

Audio:

Mitschnitte des Kongresses

Unsere Kongressinitiative zielte vor allem darauf, die komplizierten ökonomischen und ideologischen Bedingungen der aktuellen Krise zu entschlüsseln, und so eine gehaltvolle Diskussion über antikapitalistische Strategie und Praxis anzustoßen. Gelungen ist uns vor allem ersteres. Die einführenden Workshops und Podien haben Maßstäbe einer unverkürzten Kapitalismuskritik entwickelt, und in kritischen Begriffen das Verhältnis von Systemzwang und politischen Kämpfen ausgelotet („Die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus“; „Krise und ‘Finanzialisierung’“; „Verkauft doch eure Inseln!“). Auch die beiden Praxis-Podien am Sonntag haben in verdichteter Form Grundprobleme einer politischen Organisierung rekapituliert, die nicht nur zufällig das Richtige tun will („Gespenst Kapitalismus“; „Was heißt radikale Kritik organisieren?“).

Kongress-Plakat

Um so mehr bedauern wir, dass eine gemeinsame Diskussion jenseits der Podien viel zu kurz kam. Das lag einerseits am zu dichten Kongressprogramm, vor allem aber am Übergewicht „frontaler“ Referate, die teilweise deutlich zu lang ausfielen. Auch wenn wir diese Form der Selbstschulung grundsätzlich für sinnvoll halten, teilen wir die Kritik aus dem Publikum, dass in Zukunft mehr Raum für offenen Austausch organisiert werden sollte. Nur so können die unterschiedliche theoretische und praktische Erfahrungen wirklich politisch zugespitzt und zusammengeführt werden. Ein zweiter legitimer Kritikpunkt war die relativ geringe Zahl von Frauen auf den Podien. Obwohl wir zu unserer Entlastung sagen können, dass weit mehr Referentinnen angefragt waren, müssen wir auch hier beim nächsten mal besser werden.

Der Kongress war sehr gut besucht. Es hat uns wirklich überrascht und gefreut, dass wir mit unserem Programm so viele Interessierte und Gruppen drei Tage lang bei Schneeregen an die hässlichste Uni der Welt locken konnten. Übers gesamte Wochenende haben wir 500 Teilnehmer_innen gezählt. Schön dass ihr da wart! Der umsGanze!-Kongres war auch eine riesige logistische Herausforderung. Neben der Organisation von Geld, Räumen und Übernachtungsmöglichkeiten mussten über Monate hunderte kleine und große Probleme gelöst werden.

Vielen Dank an alle HelferInnen, ReferentInnen, die ums Ganze-Gruppen und besonders an die Genoss_innen der Kommunistischen Gruppe Bochum für das umfangreiche Engagement, welches den Kongress erst ermöglicht hat.